Vorwort

Mentaltraining? Wozu brauche ich nun neben einem guten Training mit meinem Hund auch noch Mentaltraining?

Um diese Frage zu beantworten, möchte ich dir gerne eine Episode von mir und Splash erzählen: Es war nicht unsere erste Prüfung, die wir zusammen liefen. Splash arbeitete gut mit, war konzentriert und eifrig bei der Sache.

Ich begann soeben mit der nächsten Übung, als ich plötzlich merkte, dass ich den Faden verloren hatte: Wie nur ging diese Übung weiter? In welche Richtung musste ich mich drehen? Wohin schaute ich jeweils während des Trainings und wie war nun schon wieder das Handzeichen? Siedend heiß überfiel es mich, in meinem Kopf war nur noch gähnende Leere, meine Hände schweißnass: Das berühmte Blackout, von dem ich immer behauptet hatte, es nicht zu kennen. Brauche ich noch mehr zu erzählen?

Auch wenn ich mich wieder auffangen konnte, spiegelte unser Resultat bei weitem nicht unseren Ausbildungsstand wieder. Nach wenigen Trainings beschloss ich, mich an die nächste Prüfung anzumelden. Doch je näher die Prüfung rückte, desto nervöser wurde ich: Was, wenn das wieder passieren würde? Ich schlief schlecht, hatte immer seltsamere Träume und plötzlich unterliefen Splash – oder mir? – auch im Training immer mehr Fehler. Plötzlich befanden wir uns auf einer Spirale abwärts. Ich sagte die Prüfung ab und beschloss, mir professionellen Rat zu holen.

Ich setzte mich ans Telefon, ohne zu ahnen, dass die Schwierigkeiten erst beginnen würden: „Mentaltraining für Hundesport? Was ist denn Hundesport? Also für Manager und Managerinnen hätten wir was, aber für Hundesport…“. Nach einigen Versuchen war ich der Verzweiflung nahe. Doch schließlich stieß ich auf einen Mentaltrainer, der bereit war, sich auf die Thematik Hundesport einzulassen.

In der Folge trainierten wir also nicht mehr nur mit unseren Hunden, sondern auch mental: Ich bekam Werkzeuge in die Hand, um mich für die Prüfungen, aber auch für schwierige Trainingssituationen optimal vorzubereiten. Ich lernte, mich optimal auf Prüfungen vorzubereiten, aber auch das Training unter neuen Gesichtspunkten zu überprüfen. Denn das beste Training nützt nichts, wenn ich dem Hund an der Prüfung keine Stütze sein kann.

Heute weiß ich, dass ein gutes Mentaltraining das Salz in der Suppe ist: Die besten Zutaten für eine Suppe können ihren Geschmack nicht entfalten, wenn die entscheidende Menge Salz fehlt. Genauso wenig reicht es jedoch aus, nur Salz ins Wasser zu schütten. Ein gutes, auf der Lerntheorie basierendes und individuell abgestimmtes Training geht heute Hand in Hand mit einem professionellen Mentaltraining. Erst diese Verschränkung ermöglicht Höchstleistungen, wie uns jede Spitzensportlerin, jeder Spitzensportler bestätigen wird. Und was gibt es schon schöneres, als mit einem guten Gefühl am Start zu stehen, um dann während der Vorführung zu spüren, dass der Hund sicher und energiegeladen seine Übungen präsentiert, das im Training Erarbeitete umsetzen und auch in der Prüfungssituation zeigen kann.

Erst Jahre nachdem ich mit Mentaltraining in Kontakt gekommen war, lernte ich Angelika Bodein kennen. Ich war – und bin heute noch – fasziniert von ihrer Art, mit Menschen zu arbeiten. Ihre Fähigkeit, sich individuell auf jedes Team einzustellen, aber auch ihr Wissen über das Wesen Hund und den Hundesport, ermöglichte es ihr, ein Mentaltraining zu entwickeln, dass genau auf das Mensch-Hund-Team abgestimmt ist.

Der folgende Absatz steht im Kapitel „Letzte Schritte zur Prüfungsreife“ auf der zweitletzten Seite meines Buches „So denkt Ihr Hund mit“: „Diese beiden Punkte – Arbeiten mit Ablenkung und Ausdauer – scheitern sehr oft an einem dritten Standbein: an unserer mentalen Verfassung. Leider ist in diesem Buch kein Platz, um dieses elementar wichtige Thema zu behandeln. Aber mentales Training ist für beide Teampartner eine ungemein hilfreiche Sache, die über Erfolg und Misserfolg entscheiden kann.“

Ich freue mich nun sehr, dass Angelika Bodein durch das vorliegende Werk diesen so wichtigen und längst überfälligen Meilenstein für den Hundesport setzt und sich dadurch neue Möglichkeiten bei der Arbeit mit unseren Hunden eröffnen.

Nina Miodragovic
Autorin des Buches “So denkt Ihr Hund mit“